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„Neue archäologische Entdeckungen in Sankt Ulrich in Gröden“

Referat von Dr. Umberto Tecchiati
Donnerstag, 17.05.2012, um 20.30 Uhr,
im Haus der Kultur in St. Ulrich, San-Durich-Platz

(in italienischer Sprache)


Das Museum Gherdëina lädt ein zu einem Referat von Dr. Umberto Tecchiati, das am Donnerstag, dem 17. Mai, um 20.30 Uhr, im Haus der Kultur in Urtijëi/Sankt Ulrich abgehalten wird.
Umberto Tecchiati wird anhand von Lichtbildern die neuen archäologischen Entdeckungen aus der Eisenzeit in St. Ulrich vorstellen, die mit den Ausgrabungen aus 2005 und 2008 in den prähistorischen Stätten von Ciamp da Mauriz, in der Romstraße und am Col de Flam zusammenhängen.
Das Referat wird im Rahmen des Programms des Internationalen Tages der Museen veranstaltet, der am 20. Mai in ganz Südtirol stattfindet und den das Museum Gherdëina der Eisenzeit, mit Textil- und Keramikwerkstätten für Kinder und Erwachsene, widmen möchte.

(siehe separates Programm)

Die Entdeckung einiger Ausgrabungsstätten aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit in St. Ulrich sorgte in wissenschaftlichen Kreisen und bei interessierten Bürgern auch über die Talgrenze hinaus für Aufsehen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Zeitschrift Ladinia veröffentlicht.
Nach den einzigartigen Funden von „Col de Flam“ aus dem 19. Jh. vermitteln die jüngsten Grabungsgergebnisse neue Informationen über die Besiedelung des Gebietes seitens bäuerlicher Gemeinschafte bereits einige Jahrhunderte vor der römischen Eroberung. Die bisher ältesten Funde, die aus den Grabungen des Amtes für Bodendenkmäler in der Ortschaft St. Jakob hervorgingen, stammen aus der späten Kupferzeit (zweite Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr.) und beziehen sich auf frühe Formen einer halbsesshaften Bevölkerung durch Gemeinschaften, die ursprünglich aus dem Eisack- oder unteren Grödnertal (Lajen) stammen. Weit bedeutender sind die Ausgrabungen in der Romstraße und anlässlich der Erweiterung des Hotels Adler in der Ortschaft St. Ulrich (Ciamp da Mauriz), wo Spuren einer umfangreichen Siedlung aus dem 4. bis 2. Jh. v. Chr. ans Licht gebracht werden konnten. Die strukturellen Reste (Tragschichten aus Stein, Trockenmauern von Terrassen und Rückhaltekonstruktionen, Überbleibsel von Stein- und Holzhäusern, die einem Brand zum Opfer gefallen waren) stammen mit großer Wahrscheinlichkeit von einer Gemeinschaft, die sich saisonal an diesem Ort niedergelassen hatte und vielleicht vorwiegend Weide- und Ackerbau in den mittelhohen Lagen des inneren Grödnertals betrieb. Aus derselben Zeit und mit dieser Siedlung sicherlich verbunden ist schließlich die komplexe Kultstätte von „Col de Flam“, wo einige „Brandgräber“ entdeckt wurden, die als Grabbeigaben Metallschmuck und Perlen aus Glaspaste enthielten. Vertiefte Analysen in unterschiedlichen Bereichen (physische Anthropologie, Archäozoologie, Archäobotanik) unterstreichen die Bedeutung dieser Untersuchungen, deren historisch-kultureller Stellenwert weit über das Grödnertal hinausreicht.

Die Forschungsergebnisse werden von Dr. Umberto Tecchiati, Ausgrabungsleiter und Bereichsinspektor beim Südtiroler Landesamt für Bodendenkmäler (Amtsleiterin Dr. Catrin Marzoli), anhand von Lichtbildern erläutert.

Funde aus den Grabungen in St. Ulrich, Ciamp da Mauriz und Col de Flam, im Jahr 2005: Webgewichte und Halskettenglied aus Glaspaste (Foto: Fotoarchiv des Amtes für Bodendenkmäler der Autonomen Provinz Bozen)
Funde aus den Grabungen in St. Ulrich, Ciamp da Mauriz und Col de Flam, im Jahr 2005: Webgewichte und Halskettenglied aus Glaspaste (Foto: Fotoarchiv des Amtes für Bodendenkmäler der Autonomen Provinz Bozen)
St. Ulrich - Col de Flam: Rekonstruktion der Kultstätte aufgrund der Grabungsdaten (Foto: Fotoarchiv des Amtes für Bodendenkmäler der Autonomen Provinz Bozen)
St. Ulrich - Col de Flam: Rekonstruktion der Kultstätte aufgrund der Grabungsdaten (Foto: Fotoarchiv des Amtes für Bodendenkmäler der Autonomen Provinz Bozen)